Das Verständnis vom Lernen  hat sich in den letzten Jahren im öffentlichen und bildungspolitischen Bewusstsein deutlich geändert.

Lange Zeit verstand man unter Lernen den Vorgang des Übertragens von Wissen, Fertigkeiten und Werten von einem Wissensträger auf den anderen. 
Die ökonomische Antwort auf dieses Verständnis war die Organisationsform „Öffentliche Schule“:
Lehrkräfte und Bücher (Wissensträger) "übertragen" ihr Wissen auf die Schüler. Die  Schüler kommen zur vereinbarten Zeit in die Schule, um den Übertragungsvorgang zu ermöglichen. Wissensübertragung war ein Lehr-Problem, nämlich das ökonomische Vervielfachen von Wissen, die Schule die dazu geeignete entsprechende Organisationsform.

Seit PISA und anderen bildungspolitischen Ereignissen hat sich ein stärker konstruktivistisch geprägter Lernbegriff in weiten Kreisen der politisch Verantwortlichen durchgesetzt.

Wir wissen heute sicher und vielfach empirisch belegt: Nicht alle Schülerinnen und Schüler  lernen gleich leicht, gleich schnell, gleich gern und auf die gleiche Art und Weise.

Lernen wird heute als eigenaktiver, konstruktiver Prozess des Wissenserwerbs verstanden, sehr emotional besetzt und sollte stark in kommunikative  Strukturen eingebunden sein.

 

Die Lerner sind autonom Handelnde, die ihr Wissen, ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten selbst konstruieren.
Damit rückt das lernende Individuum in den Mittelpunkt der Betrachtung. 30 Lernende in einer Klasse erreichen auf 30 unterschiedlichen Wegen in unterschiedlichen Zeiträumen ihr dann erweitertes, individuelles Wissen. 
Wissen, das weiß man heute sicher, kann nicht übertragen, nicht vermittelt werden, sondern nur angestoßen werden, "perturbiert" werden wie der Konstruktivist Prof. Glasersfeld es nennt.
Aus dieser Perspektive wird der Wissenserwerb der Lernenden als individuelle Konstruktionsleistung beschrieben, die Lernkompetenzen erfordern.

Lernen als lebenslanger Prozess

 

Design für aktivitätsorientierte Lehr-/Lern-Szenarien

In aktivitätsorientierten Lehr-/Lern-Szenarien geht es vor allem darum, dass die Lernenden Wissen aktiv erwerben und zwar in Auseinandersetzung / Ergänzung mit dem eigenen, bestehenden Wissen.

Um Wissensaufbau zu fördern, sollten didaktische Strategien einem pädagogischen Workflow folgen.

Es geht darum, dass Lerner Informationen - von verschiedenen Quellen - beschaffen, anschauen, benützen und diskutieren, dass  sie produzieren  - mit verschiedenen Werkzeugen - und publizieren und dass sie diese Arbeitsergebnisse im sozialen Austausch diskutieren.

Eine Sequenz von solchen Ablauf-Routinen ist ein pädagogischer Workflow.

 

Es geht darum, dass Lerner Informationen - von verschiedenen Quellen - beschaffen, anschauen, benützen und diskutieren, dass  sie produzieren  - mit verschiedenen Werkzeugen - und publizieren und dass sie diese Arbeitsergebnisse im sozialen Austausch diskutieren.

Eine Sequenz von solchen Ablauf-Routinen ist ein pädagogischer Workflow.

 

 

 

Selbstgesteuertes Lernen stärken

Lernen ist ein eigenaktiver, konstruktiver und kommunikativer Prozess, der sich über ein ganzes Menschenleben hinzieht. Der Bildungsvorrat, den der Einzelne aus Schule und Ausbildung mitbringt, reicht heute nicht mehr für die gesamte Lebensspanne aus, sondern muss lebenslang und  beständig erweitert werden.

Voraussetzungen dafür, dass dies auch gelingen kann, sind ein Bewusstsein der Notwendigkeit lebenslangen Lernens sowie die Fähigkeit zu lernen. Wie gut dies gelingen kann, hängt - das zeigen wissenschaftliche Untersuchungen - weitgehend von der Schulbildung des Einzelnen ab. Entscheidend ist nämlich, dass das einmal erworbene Wissen anschlussfähig ist und mit neuen Wissensbeständen verknüpft werden kann und neue Erkenntnisse in vorhandene Strukturen integriert werden können. Das lebenslange Ausüben eines einmal erlernten Berufes wird seltener. Die Fähigkeit und der Wille zu lebenslangem Lernen, zu ständiger Fortbildung, zur Weiterbildung oder beruflichen Neuorientierung werden somit bedeutsamer und müssen sich stärker an den Erfordernissen des Arbeitsmarktes orientieren.

Eine wichtige Voraussetzung dazu ist, dass Lernende über die Bereitschaft und Fähigkeit verfügen, sich immer wieder neues Wissen anzueignen. Diese Fähigkeit fällt nicht vom Himmel, sondern muss erworben werden. Den Aufbau dieser Fähigkeiten zu unterstützen fällt der Schule als weitere, neue Aufgabe in der sich entwickelnden Wissensgesellschaft zu. Es muss sehr viel Zeit und methodische Vielfalt eingestzt werden, um mit Lernenden selbstständige, selbst gesteuerte und selbst verantwortete Formen des Lernens so konsequent einzuüben, dass sie zum selbstverständlichen Repertoire gehören.

Der Begriff "selbstgesteuert" umfasst meist folgende Aspekte im Lernprozess:

  • Das Ziel des Lernprozesses (woraufhin),
  • die Inhalte des Lernprozesses (was),
  • die Lernregulierung (wann, wo, wie lange),
  • der Lernweg (wie: auf welche Weise, mit welchen Hilfsmitteln, 
    allein oder gemeinsam mit anderen ...).

Daran wird deutlich, dass Lernsituationen im schulischen Kontext nicht entweder selbst- oder fremdgesteuert, sondern als Wechselspiel von stärker selbst- und stärker fremdgesteuert anzusehen sind.

Je nachdem, welche und wie viele der oben angesprochenen Faktoren vom Lernenden selbst gesteuert werden können, handelt es sich um ein Lernarrangement mit höherem oder niedrigerem Selbststeuerungsgrad.

Im Zusammenhang mit dem Prozess des selbstgesteuerten Lernens gewinnt das
Lern-Lehr-Szenario als neue Komponente im Lernprozess an Bedeutung.

Ein Lern- / Lehr-Szenario bündelt folgende Elemente:

  • Lernanlass,
  • Lernbegleitung,
  • Lernort und
  • Lernstoff.

Es hat folgende Funktionen:
1. eine emotional-motivationale Funktion: Das heißt, dass Lerner emotional und motivational an der Erweiterung ihres Wissens- und Könnensstandes interessiert sind.

2. eine inhaltliche Funktion: Sie bezieht sich auf:

  • den angebotenen Lernstoff,
  • die Vermittlung einer Lernkompetenz,
  • Lernkontakte zu anderen Personen,
  • und die konkreten Lernangebote, seien es Kurse oder Medien.

 

   
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